J. Maier - Wunsch nach Freiheit.pdf
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             Jacob Maier             

 

Der Wunsch nach uneingeschränkter Freiheit und Erfüllung

 

Mein Name ist Jakob. Ich bin das Siebte von neun Kindern.
1989 siedelte meine Familie mit damals noch sieben Kindern aus
Kasachstan nach Deutschland.
Meine Eltern, bibeltreue und konservative Christen hatten alle
Hände voll damit zu tun, dem Staat und sonst niemandem zur
Last zu fallen. Das führte dazu, dass acht heranwachsende
Kinder, sechs Jungs und zwei Mädchen, an vielen Stellen einfach
zu kurz gekommen sind. Das neunte Kind folgte erst viel später.
Urlaub, Geschenke wie Spielekonsolen, Fahrräder und ähnliches
sahen wir nur bei Freunden und Nachbarn.
Aus Überzeugung dass es für uns das Beste sei, legten sie
großen Wert darauf dass wir alle nach christlichen und bibelnahen
Maßstäben erzogen wurden. Welche mit vielen Einschränkungen
verbunden waren. Sonntags zweimal zum Gottesdienst, kein
Fernsehen, keine Diskotheken...


Ich fühlte mich gefangen, wollte frei sein.
Es entstand in mir so ein Verlangen all diese Dinge
uneingeschränkt auszuleben. Mit zwölf habe ich, vollen
Bewusstseins die Entscheidung getroffen mein Leben ohne Gott
und in entsprechendem Lebensstil leben zu wollen.
Hollywood wurde zum Maßstab für mein Leben.
Partys, Freunde und keine Grenzen. Für mich galt nur das was
ich selber für richtig hielt. Ich versaute mir die mittlere Reife weil
mein Lebensstil, mit dem was von mir abverlangt wurde nicht
kombinierbar war. Für mich war immer Wochenende...immer
Party. Schon bald bekam ich Kontakt zu Leuten die Drogen
nahmen. Ich fand sie cool. Schaute zu ihnen auf. Das absolute
Gegenteil von dem was mich bisher geprägt hatte. Der erste Joint
war das was ich mir unter mal in eine andere Welt tauchen<
vorstellte. Ich wollte dieses Gefühl für immer festhalten. Ich wurde
wie sie. Irgendwann gewöhnte ich mich an die gelegentlichen und
geringen Mengen Rauschgift. Also steigerte ich die Dosis. Es
dauerte nicht lange bis ich Geld benötigte, ich begann Geld zu
beschaffen, illegal und viel, alles war aufregend.


Ich wurde zu einem Knotenpunkt, hatte Menschen um mich
herum und verhielt mich sehr wichtig. Teure Klamotten, teure
Technik alles schien ein nie endendes Märchen zu sein.
Es war so bezaubernd, dass ich die ersten Konflikte mit dem
Gesetz und den Umstieg auf harte Drogen verharmloste. Alle mir
gegenüber ausgesprochenen Warnungen missachtete ich, nichts
konnte mich halten, die Welt stand mir offen. Acht Jahre widmete
ich der Entscheidung die ich mit zwölf Jahren getroffen hatte.
Je länger es dauerte desto tiefer wurde ich da hineingezogen.
Unauffällig und doch recht schnell veränderte ich mich. Von den
anerzogenen Werten blieb bald nichts mehr übrig, vielmehr drehte
sich mein Leben immer mehr um den Drogenrausch. Zuletzt, nicht
mehr um zu feiern und zu tanzen sondern nur um das Ideal
aufrecht zu erhalten und der Wahrheit nicht ins Auge schauen zu
müssen. Eine Festnahme folgte der anderen.


Dezember 2005 brach meine Welt endgültig zusammen. Ich verlor
plötzlich Freiheit, Freunde, Gesundheit und Beziehung. Eine
kindliche Vision, gescheitert! Ich verstand es als das Beste für
mich dem Leben ein Ende zu setzen. Heute danke ich Gott für
meine gläubigen Eltern. Mein Vater kam in meiner verzweifelten
Lage zu mir und sagte, anstatt wie immer, mir Vorwürfe zu
machen: „Mein Sohn was du uns getan hast, das verzeihen wir
dir, aber heilen kann dich nur Gott!“ Zuvor hatte ich eine Nacht in
Polizeigewahrsam verbracht, es war die erste Nacht seit Jahren in
der ich einmal so richtig nüchtern wurde und auch Zeit hatte
meinen gesamten Zustand zu überdenken. Ich verstand was ich
meinen Eltern angetan hatte. Sie gelten als praktizierende
Christen in der Nachbarschaft, aber dank mir bot sich den
Nachbarn und Bekannten ein ganz anderes Bild: Festnahmen,
Durchsuchungen, Schlagzeilen. Aber auch mir selbst stand
unumgänglich eine mehrjährige Freiheitsstrafe bevor.
Aus Verzweiflung betete ich weinend: "Herr, hilf mir, ich kann nicht
mehr! Die Last der Schuld ist nicht auszuhalten".


Jesus sagt: „Rufe mich an so will ich dir antworten und will dir
kundtun große und unfassbare Dinge, von denen du nichts weißt“
(Jeremia 33.3).


Zusehend begann mein Leben sich zu verändern. Über meine
Älteste Schwester bekam ich Kontakt zu der christlichen
Drogenhilfeeinrichtung „Hoffnung für dich“. Ich durchlief eine 16
monatige stationäre Therapie. Hier lernte ich ein neues gesundes
Leben kennen, mit der Bibel als Grundlage. Man lebte mir ein
lebenswertes Leben mit allem was dazu gehört vor. Ein Leben
das frei ist von ungesunder Gebundenheit an Menschen und
Stoffe. An dem alten Jakob war einfach nichts mehr zu reparieren,
also musste ein neuer aufgebaut werden. Mir wurde beigebracht
wie man Konflikte bewältigt, sich seinen Herausforderungen stellt,
Verantwortung für sein Leben und auch für das der anderen
übernimmt.
Eine Jugendrichterin, die mich sechs Monate nachdem ich in
Therapie ging, wegen schwerer Vergehen zu verurteilen hatte und
mich sehr wohl aus vorhergehenden Delikten kannte, sprach mich
frei. Mit der Begründung: Vor ihr stehe ein neuer Mensch den sie
so überhaupt nicht kenne. Weiter sagte sie: Der Freispruch sei
nicht mein Verdienst und auch keine Gesetzeslücke...“Nimm es
als Gnade an!“
Aus meiner Kindheit wusste ich, dass es für Gott überhaupt kein
Problem ist, Unmögliches möglich zu machen. Nur geglaubt habe
ich nie so richtig daran. Für mich waren das eher Geschichten aus
lange zurückliegenden Zeiten. Ich musste erst in eine komplett
auswegslose Situation geraten, um dann zu erleben das Gott
wirklich so ist wie ich es beigebracht bekommen hatte. Der oben
genannte Fall mit der Richterin ist nur eins von vielen Wundern,
die ich seit dem Ausstieg an mir persönlich erlebte. Jemanden
schien etwas daran zu liegen, dass ich meinen Fokus mehr auf
ihn richte. Natürlich gehörte eine Menge Kampf und
Durchhaltevermögen dazu, den eigentlichen Teil aber machte die
innere Heilung aus.
Heute bin ich 25 Jahre alt. In den letzten fünf Jahren durfte ich
erleben, dass Gott praktisch in das Leben derer eingreift, die ihn
darum bitten. Freunde, die mich von früher kennen und mir
begegnen, bezeugen wiederholt, dass ich ein ganz anderer
Mensch geworden bin, überhaupt nicht mehr so wie ich einmal
war. Ein Buch würde nicht reichen um niederzuschreiben welche
heilsamen und wunderbaren Dinge das Erlösungswerk Jesu auf
Golgatha in meinem Leben bewirkt hat.


Die Suche nach Erfüllung und Befriedigung ist beendet. Über fünf
Jahre, rückfallfreie Abstinenz. Ich habe alles zurückbekommen
was ich einmal verloren hatte, und noch mehr bekommen: Beruf,
Freunde, Auto, Gesundheit, Vertrauen und Verstand.
Als Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Drogenhilfeeinrichtung
„Hoffnung für dich“ und des „Falkenberger Ringes“ kann ich nun
die für mich so wichtig gewordenen Erfahrungen an
Suchtbetroffene weitergeben und ihnen hoffentlich den Weg in die
Freiheit zeigen. Leider erlebe ich immer wieder, dass junge Leute
den Drogen erliegen. Mein Wunsch ist es, das alle, die das
gelesen haben, damit nicht gleichgültig umgehen. Man könnte es
als Option zum Ausstieg in Erwägung ziehen.
Jakob Maier


Herausgeber:
Waldemar Boger
Web-Seite: http://bibelwort-ru.net
E-Mail: w.boger56@googlemail.com